Hexen gibt es nicht? Vielleicht nicht bei Euch zu Hause, wohl aber in der Landschaft Närke, und zwar die stürmische Ysätter-Kajsa:
Wenn die Pröpstin von Glanshammar an einem schönen Sommertage den Kaffeetisch draussen im Garten gedeckt hatte, und dann ein Windstoss daherkam, der die Decke aufwirbelte und Tassen und Teller umwarf, da wusste man schon, wem man diesen Spass zu verdanken hatte. Wenn dem Bürgermeister von Örebro der Hut vom Kopf geweht wurde und er ihm über den ganzen Marktplatz nachlaufen musste, wenn die Leute von Vinö mit ihren Gemüsebooten im Hjälmar auf den Grund fuhren, wenn zum Trocknen aufgehängte Wäsche heruntergerissen und in den Schmutz geworfen wurde, wenn am Abend der Rauch in die Stuben hineindrang und es aussah, als könne er den Weg durch den Schornstein gar nicht finden, dann herrschte keine Spur von Zweifel darüber, wer sich auf diese Weise die Zeit vertrieb.
Aber wenn auch die Ysätter-Kajsa ihre Lust an lauter solchem Schabernack hatte, war sie doch im Grunde ihres Herzens nicht eigentlich boshaft. Man merkte wohl, dass sie mit den Händelsüchtigen, den Geizigen und den Hartherzigen am schlimmsten verfuhr, die guten Leute dagegen und die armen Kinder nahm sie sehr oft in Schutz. Und alte Leute erzählen auch heute noch, die Ysätter-Kajsa sei, als in Asker die Kirche brannte, mitten in den Rauch und die hohen Flammen hineingefahren und habe die Gefahr abgewendet.
Immerhin waren die Leute in Närke der Wetterhexe oft recht überdrüssig, sie jedoch, die Ysätter-Kajsa, war ihrer tollen Streiche nie Überdrüssig. Wenn sie droben auf dem Rande einer Wolke sass und auf Närke hinabschaute, das so freundlich und wohlhabend dalag, mit seinen stattlichen Bauernhöfen auf der Ebene und seinen reichen Erzgruben und Bergwerken in dem Gebirge, mit dem langsam dahinfliessenden Svartå, den seichten fischreichen Binnenseen, der guten Stadt Örebro, die sich rings um das ernstaufragende Schloss mit den massiven Ecktürmen ausbreitete, dann dachte sie gewiss: "Hier hätten es die Menschen sicherlich allzugut, wenn ich nicht da wäre. Hier muss jemand sein wie ich, der sie aufrüttelt und in Atem erhält."
Dann stiess sie ein wildes, gellendes Gelächter aus, das klang wie das Schreien einer Elster, und jagte davon, tanzend und wirbelnd von einem Ende der Ebene zum andern. Und wenn die Bewohner von Närke sahen, wie sie ihre Staubschleppe über die Ebene hinzog, konnten sie ein Lächeln nicht unterdrücken. Denn unartig und neckisch war sie, das konnte nicht geleugnet werden, aber sie hatte auch einen herrlichen Humor. Der Umgang mit der Ysätter-Kajsa war für die Bauern ebenso belebend, wie der Sturmwind für die Ebene, wenn er so recht toll darüber hinfegte.
Oben, Ramundeboda, Knotenpunkt zwischen den Landschaften Närke und Västergötland sowie der Landesteile Svealand und Götaland: Ruinen des Klosters des Antoniterordens und das populäre (Ausflugs-)Restaurant mit Friedhof im Hintergrund; unten, Laxå, Kirche, Bahnhof, und einem typisch Falunroten Hof nördlich von Laxå, in der Nähe des Bergslagswanderweges, Abschnitt 'Trollkarlsberget'.