Am 22. April konnte ich die Wahrsagung über die glückliche Zukunft von Östergötland erlauschen. Und das kam so:
Eines Nachts schlief der Junge auf einem der Holme des Tåkern, als das Geräusch von Ruderschlägen ihn weckte. Kaum hatte er die Augen aufgemacht und sie auf den See gerichtet, als ein starker Lichtschein aufflammte, der ihn beinahe blendete.
Zuerst konnte er nicht begreifen, was draussen auf dem See so hell leuchtete, bald aber sah er, dass am Schilfrand ein Kahn lag, in dessen Hintersteven eine grosse Pechfackel an einer eisernen Gabel brannte. Die roten Flammen der Fackel spiegelten sich deutlich in dem nachtschwarzen See, und der prächtige Schein musste die Fische herbeigelockt haben, denn um die Flamme in der Tiefe herum zeigte sich eine Menge dunkler Striche, die sich beständig bewegten und den Platz wechselten.
In dem Kahn befanden sich zwei alte Männer. Der eine sass bei den Rudern, der andre stand auf dem hintern Brett und hielt einen kurzen, mit grossen Widerhaken versehenen Spiess in der Hand. Der Mann, der die Ruder führte, schien ein armer Fischer zu sein. Er war klein, ausgemergelt und wettergebräunt und hatte einen dünnen abgetragenen Rock an. Offenbar war dieser Mann gewohnt, bei jedem Wetter draussen zu sein, und machte sich nichts aus der Kälte. Der andre war wohlgenährt und gut gekleidet und sah wie ein gebieterischer, selbstbewusster Bauer aus.
"Halt nun still!" sagte der Bauer, als sie dicht bei dem Holm waren, wo der Junge lag. In demselben Augenblick stiess er den Spiess ins Wasser, und als er ihn wieder herauszog, kam ein langer, prächtiger Aal mit aus der Tiefe herauf.
"Ei sieh da!" sagte der Bauer, während er den Aal von der Gabel losmachte, "das ist einer, der sich sehen lassen kann. Jetzt haben wir, glaub ich, genug und können umdrehen."
Aber der andre schaute sich um, ohne die Ruder zu bewegen. "Wie schön ist es heute Abend hier draussen!" sagte er. Und das war in der Tat so. Kein Lüftchen rührte sich; mit Ausnahme des Streifens, den der Kahn gezogen hatte, lag der ganze Wasserspiegel regungslos da. Wie eine Fläche aus purem Golde leuchtete er in dem Feuerschein.
Hoch und klar wölbte sich der mit Sternen besäte dunkelblaue Nachthimmel darüber. Gegen Westen verdeckten die Schilfholme das Ufer. Dort drüben erhob sich der Omberg gross und dunkel, viel mächtiger als gewöhnlich, und er schnitt ein grosses dreieckiges Stück des Himmelsgewölbes weg.
Der andre wendete den Kopf von dem Feuerschein ab und schaute sich um. "Ja, es ist schön hier in Östergötland," sagte er. "Aber das beste an der Landschaft ist doch nicht ihre Schönheit."
"Was ist denn das beste?" fragte der Fährmann.
Wollt Ihr wissen, was das beste ist? - Lest gerne im Kapitel 20 alles über die Wahrsagung.
Oben, Abendspaziergang durch Motala: Motala ist der Ausgangs- und Endpunkt der Vättern-Radrundfahrt, die Stadt liegt sowohl am Vättern-See als auch am Göta-Kanal; unten, Schloss Vadstena, Ruinen des Alvastra-Klosters, dem ersten Zisterzienserkloster im Norden Europas (gegründed 1143), sowie ein Meilenstein entlang des Landweges, am Rande eines prächtigen Getreidefeldes.
Röksten, Ödeshögs Kommune: beschrieben auf allen sichtbaren Seiten, mit der längsten Inschrift eines Runensteins weltweit. Der Röksten wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet. Weitere Informationen zur spannenden Geschichte des Runensteins sind hier zu lesen: Ord och Bild, Jahrgang 1912 (auf runeberg.org, auf Schwedisch).